Der PROGR-Hof ist ein bedeutender Aussenraum in der oberen Altstadt von Bern – einem Stadtteil, der von Läden, Gastronomie, Verwaltung und Nachtleben geprägt ist. Als öffentlicher Raum ist er für alle zugänglich, als Hof gleichzeitig der Kulturinstitution PROGR zugehörig. Die zugleich schützende und offene bauliche Rahmung des ehemaligen Progymnasiums prägt den mehrdeutigen Charakter des PROGR-Hofs und seine Einbettung im Stadtraum. Er hat sich zu einer lebendigen Nische in der gebauten Altstadt entwickelt und unterscheidet sich somit von den anderen öffentlichen Aussenräumen in Bern.
Für die Mieter:innen des Atelierhauses PROGR, die hier ihren Arbeitsort haben, ist der Hof ein Ort für Austausch und Pausen, Arbeitsgespräche und zum Lesen, eine Schnittstelle zwischen der künstlerischen Arbeit und dem Stadtleben. Als wichtiger Begegnungsort der Berner Kulturszene verdankt er seine Bedeutung nicht zuletzt der von kollektivem Engagement geprägten Geschichte des PROGR. Für die breite Öffentlichkeit wiederum ist der Hof ein sympathischer Treffpunkt in der Mittagspause oder im abendlichen Ausgang. Die soziale Durchlässigkeit verbindet sich mit einer atmosphärischen Durchlässigkeit zum Stadtraum – der Lärm der Strasse ist ebenso präsent wie das Zwitschern der Vögel in den Baumkronen und der gesellige Klang aus den gegenüberliegenden Bars und Restaurants.
Die Mehrdeutigkeit des PROGR-Hofs und seine gemischte Nutzung durch unterschiedliche Gruppen machen seine Identität aus. Dabei bilden sie ein fragiles Gleichgewicht, das leicht unter Druck gerät. Insbesondere die Aussenwahrnehmung des Hofs als nahtlose Fortsetzung der Partymeile Aarbergergasse führt bisweilen zu Nutzungskonflikten.
Die vielschichtige Bedeutung des Hofs – als öffentlicher Raum und als Ort von und für Kulturschaffende – auch für die Zukunft zu fordern und fördern ist ein zentrales Projektziel. So soll der Hof als zeitgenössischer «public domain» in seiner Eigenständigkeit und Zugehörigkeit zum Kulturhaus PROGR gestärkt werden, ohne sich dabei verschliessen zu müssen.
Die Umgestaltung des Hofs bildet dazu die räumliche Grundlage: Mittels neuem Pavillon, der an der Schnittstelle zwischen Hof und Strasse geplant ist, wird eine feine soziale Codierung geschaffen. So kann die Kulturinstitution von der Strasse her besser erkennbar und die momentan verstellte Mitte des Hofs befreit werden. Dies schafft nach Innen die Voraussetzung für eine offene Aneignung durch die Kulturschaffenden und gleichzeitig nach Aussen eine sichtbare und eigenständige Präsenz. Diese gestalterischen Mittel sind die Grundlage für eine Aneignung durch die Hauptnutzer:innen. Dies soll das Nutzungsverhalten im Hof auf subtile Art und Weise lenken, und somit die angestrebte sozialräumliche Balance ohne Anwendung von Strategien der Disziplinierung oder Homogenisierung erreicht werden.
im Auftrag von
Stiftung PROGR, Zentrum für Kulturproduktion
in Zusammenarbeit mit
Miriam Sturzenegger, Bildende Kunst
bbz bern, Landschaftsarchitektur
Neven Kostić, Statik
Mitarbeit
Christian Salewski, Christina Nater, Simon Kretz, Michael Meyer, Victor Tomas, Jeanne-Marie Léchot