Die Liegenschaft befindet sich in direkter Nähe zum Schaffhauserplatz und ist Teil eines von der kommunalen (Garten-)Denkmalpflege inventarisierten Ensembles. Dieses besteht aus vier Doppelhäusern, welche 1923 von Henauer und Witschi im klassizistischen Stil erbaut wurden. 1930 erfolgte im Zuge der Umgestaltung des Schaffhauserplatzes die Umlegung der Seminarstrasse. Diese radikale Infrastrukturtransformation führte zu einer komplexen städtebaulichen Situation, einem fast schon kuriosen Konglomerat verschiedener urbanistischer Leitbilder. Der neue Anbau ist genau in die städtebauliche Schnittstelle platziert: vom Altbau sowohl abgesetzt als auch abgedreht steht er parallel zum nachbarschaftlichen offenen Blockrand. In der fragmentierten Umgebung kann der Anbau somit je nach Betrachterperspektive eigenständig oder als Teil verschiedener parzellenübergreifenden Konstellationen zur Ansicht gerinnen. Auf die verschiedenen volumetrischen Dimensionen der Umgebung reagiert der Anbau deshalb mit einem eigenständigen Massstab: volumetrisch klein, in seiner eigenen Gliederung jedoch monumental. Durch das Abdrehen des neuen Baukörpers werden weitere, durchaus erwünschte Effekte erzielt: Einerseits kann der bislang nicht mehr benutzte Garteneingang an der Ostfassade als Zugang zur neuen Wohnung im Erdgeschoss wieder aktiviert werden; es entsteht eine neue Eingangssituation in Form eines konischen Vorhofs. Andererseits wird in Richtung des rückwärtigen Gartens eine neue Frontalität geschaffen, welche durch die Fensterfront in der Westfassade und dem abgetreppten Fundament zusätzlich artikuliert wird. In diesen Ausblick rückt schliesslich der Eckrisalit der bestehenden Fassade und setzt mit seinen vorgeblendeten Bossenquadern die historische und massstäbliche Differenz zwischen Alt- und Neubau in Szene.
Seminarstrasse Zürich
Planung und Ausführung inkl. Kostenplanung und Bauleitung, 2011-2012, ausgeführt
im Auftrag von
privat
in Zusammenarbeit mit
Gartenarchitektur: Marianne Probst
Statik: Karl Dietrich
Bauphysik: Mühlebach Partner AG
Denkmalpflege/ Gartendenkmalpflege der Stadt Zürich
Mitarbeit
Christina Nater, Simon Kretz
Fotografien
Oliver Lang, Joris Jehle, Salewski Nater Kretz